Ein zentrales Thema im Zen ist das Leiden. Der Buddha lehrte uns, dass es drei Hauptgründe für unser Leiden gibt: Begierde, Wut und Unwissenheit.
Aber warum gibt es überhaupt Leiden in unserer Welt, auf unserem Planeten? Wie hat es begonnen? Hat es eine Funktion? Die eigentliche Frage lautet: Woher kommt es ursprünglich? Warum haben wir einen dualistischen Geist, der zwischen Ja und Nein, zwischen Liebe und Hass, zwischen Mögen und Nichtmögen schwankt? Ursprünglich gibt es nichts. Kein Leiden. Wann haben wir also begonnen zu leiden? Warum haben alle fühlenden Wesen auf der Erde manchmal große Angst, großen Schmerz und große Trostlosigkeit?
Der Buddha hat uns nie gesagt, warum wir Begierde, Wut und Unwissenheit empfinden. Er sagte nur, dass diese drei Geisteshaltungen Leiden verursachen. Verschiedene Religionen und Philosophien bemühen sich, eine Antwort auf die Frage nach dem Leiden zu finden. Die Antworten sind unterschiedlich. Unsere Praxis im Zen gibt jedoch keine Antwort.
Wir fragen uns: „Was bin ich?” Was ist das? Es ist dieselbe Frage, die sich auch Buddha, die Heiligen und weisen Ältesten gestellt haben.
Was wir wissen, ist, dass Buddha uns einen Weg aus dem Leiden gezeigt hat. Er lehrte uns über den dualistischen Geist. Wenn wir still in Meditation sitzen, bemerken wir nach einer Weile manchmal einen Frieden und eine Stille, die sich einstellen, ohne dass wir uns darum bemühen müssen. In diesen wunderbaren Momenten erkennen wir, dass dies unser wahres Selbst ist. Der urteilende Geist ist still. Manchmal wünschen wir uns, dass es in unserem Leben immer so wäre.
Ich erinnere mich an die Zeiten, in denen ich sehr lange Retreats absolvierte und mir sehnlichst wünschte, für immer in diesem Zustand des Friedens zu bleiben.
Es scheint, als wäre Leiden das Problem, von dem wir alle wünschen, dass es verschwinden würde, weil unser Geist daran festhält, dass alles einfach und schmerzfrei sein soll. Aber ist euch aufgefallen, dass wir selbst dann, wenn wir sehr leiden, innerlich alle den Bodhisattva-Wunsch haben, allen anderen helfen zu wollen? Durch die Praxis der Stille können wir den Ruf hören, in Gemeinschaft miteinander zu leben, aufeinander zuzugehen und einander zu helfen. Das ist das große Geschenk, das uns die Zeit in Stille macht.